Donnerstag, 7. August 2008

上海 - 我就喜欢! I LOVE SHANGHAI!

Guten Abend ihr fleißigen Blogleser,

endlich habe ich mal wieder die Zeit einen Bericht über das Leben hier in Shanghai zu schreiben, ich komme leider viel zu selten dazu...

Die Überschrift meines Beitrags lässt erahnen wie sehr ich diese Stadt mittlerweile schätze und das liegt vor allem daran, wie sich das Leben hier gestalten lässt. Man gewöhnt sich leicht an Luxus, das kann ich nach sechs Wochen Shanghai sagen. Mit Luxus meine ich nicht, dass ich hier einen 7er BMW als Firmenwagen gestellt bekommen habe, ich bin auch nicht von meinem Appartement ins Sheraton gezogen und trinke zum Frühstück keinen Champagner (zumindestens nicht unter der Woche) nein das tägliche Leben hier bietet einfach so vieles, wovon man in Deutschland nur träumen kann. Nehmen wir die Tatsache, dass ich seit meiner Ankunft nur einmal zuhause gegessen habe. Gut, ich gebe zu, dass ich nicht sonderlich gerne koche, besonders nicht für mich alleine, aber davon abgesehen ist das hier auch einfach nicht nötig. Man kann so günstig essen, dass es sich kaum lohnt die Zutaten selbst einzukaufen. Um die Ecke von meinem Appartement gibt es einen sehr leckeren Nudelmann, der seine Nudeln selbst herstellt und dessen Gerichte mir besser schmecken als die meisten anderen Shanghainesischen. Bei ihm bekommt man für 120 Rmb (ein bisschen weniger als 1,20€) eine so große Portion Nudeln mit Gemüse, dass ich sie bisher noch nie ganz aufgegessen habe. Sushi, was zwar für chinesische Verhältnisse "teuer" ist, kann man für 8 € so viel essen, bis man wirklich nicht mehr kann und in dem Preis sind selbstverständlich mindestens zwei Bier inbegriffen. Auch die westlicheren Restaurants sind im Vergleich zu Deutschland noch sehr günstig. Aber nicht nur das Essen ist es, was das Leben hier so einfach macht, sondern vor allem auch die vielen Dinge, die man hier unternehmen kann. Jeder der mich kennt weiß, dass ich ein sehr aktiver Mensch bin und wahnsinnig gerne viel weggehe und erlebe und die vielen Bars, Clubs, Restaurants in dieser Stadt sind quasi ein Paradis für mich! Auch an das Taxi fahren gewöhnt man sich schnell. Wenn ich beispielsweise in Deutschland abends feiern gehe ist eine oft gestellte Frage "Wer fährt?"... und wer fährt in Shanghai? Klar, der Taxifahrer! Für 3 € eine Stunde durch die Stadt gefahren zu werden und hierdurch nicht auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen zu sein – hier ist es normal! Nicht mal im Appartement muss ich mich großartig um etwas kümmern. Zweimal die Woche kommt die Putzfrau und wirklich viel zu tun hat sie nicht, ich bin ja nie zuhause... Ich muss zugeben auch wenn das vielleicht nur kleine Benefits sind, es sind eben Dinge die das Leben hier so angenehm gestalten und man gewöhnt sich doch sehr schnell daran!


Um das Alles genießen zu können muss man eben mit verschiedenen anderen Dingen leben. Die vielen Menschen, die Hektik in der Stadt, Rushhour-Stau (ich würde normalerweise mit dem Bus von der Arbeit nach hause ca. 15 Minuten brauchen, brauche abends aber 45!), Ellenbogen-Mentalität, das öfters beschriebene Spucken und Schmatzen und vieles mehr ist der Preis für all den Luxus und auch wenn ich diese Stadt und das Leben hier momentan so sehr schätze, immernoch glaube ich, dass ich nicht gerne länger als drei Jahre hier leben würde. Klar, ich mag große Städte und habe in den letzten Wochen feststellen können, dass nichtmal diese Megacity mir zu groß ist, aber vielleicht liegen mir andere Großstädte noch mehr als eine in China?! Selbstverständlich befinde ich mich nicht nur in meiner Seifenblasenwelt von "Alles ist so günstig und man muss sich um nichts kümmern" aber am besten kann ich euch die kritische Betrachtungsweise vom Leben hier wohl erklären wenn ich wieder in Deutschland bin...

Dies war ein kleiner Einblick in mein tägliches Leben hier und nun will ich noch ein bisschen mehr über die letzten Ereignisse berichten: Seit Donnerstag vergangener Woche habe ich keine zwei Schlafzimmer mehr für mich, sondern teile mein Appartement mit Kerstin, die hier bei Siemens ein Praktikum macht. Auch wenn ich eher der "Alleinewohner" bin, so habe ich es gut getroffen, denn wir verstehen uns sehr gut. Nachdem mich vor zwei Wochen leider Romy und Sarah verlassen haben hat zum Glück die Pentox-Gruppe noch Zuwachs durch Artur erhalten, einen BAler den ich schon von Siemenstrainings kenne und mit dem ich auch die drei Monate München diesen Winter verbracht habe, leider ist er nur vier Wochen in Shanghai eingesetzt, aber ich freue mich wirklich sehr nun jemanden hier zu haben, den ich schon etwas besser kenne und mit dem ich mich sehr gut verstehe. Nach sechs Wochen kann ich nun den Neuankömmlingen die Stadt zeigen und es ist ein sehr gutes Gefühl, dass ich mich mittlerweile schon recht gut auskenne, wo ich doch anfangs das Gefühl hatte "Das wird nie was". Aber nun bin ich es, die erklärt wie man im Taxi sagt wo man hin will, wie man Bus fährt (die kleinen, aber nicht leichten Dinge die man hier täglich bewältigen muss) und in der Metro am besten gegen die Menschenmassen ankommt, ich kenne die besten Schneider, weiß wie man im Restaurant sagt, dass man den Reis bitte sofort haben möchte, kann Bier bestellen und vieles mehr. Mein chinesisches Vokabular erweitert sich von Tag zu Tag und immer leichter wird es hier klar zu kommen.

Auch auf der Arbeit läuft es wunderbar. Ich bin eingesetzt im Finance & Controlling und habe einen sehr netten deutschen Chef, den ich beim Optimieren von Prozessen unterstütze, die aufgrund des Kaufs von Siemens VDO durch die Continental AG nötig wurden. Für die BA muss ich hier eine Projektarbeit schreiben, die ich eben zu diesem Thema (für alle BWLer unter euch oder die, die es einfach interessiert: " Harmonisierung von Prozessen und Controlling-Kennzahlen zur einheitlichen Entscheidungsfindung bei Investitionen am Beispiel der Übernahme von Siemens VDO Asia Pacific Co. Ltd. durch die Continental AG") verfasse. Das fällt mir leider etwas schwer, weil ich erstens nicht im geringsten interessiert bin an Controlling-Kennzahlen, zweitens die Literatursuche sich als schwer erweist und ich mich drittens schlecht konzentrieren kann. Ich sitze in einem Großraumbüro und um mich rum fast ausschließlich chinesische Frauen. Man könnte meinen, das man weniger abgelenkt wäre, wenn man die Sprache nicht versteht, aber bei mir ist leider das Gegenteil der Fall. Ich will euch kurz ein kleines Telefonat beschreiben, wie es auf chinesisch läuft: "Wei, ni hao.... dui dui.... ahhhhhhhhhhhhhhhhhh ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh, hao de hao de hao de.... ahhhhhhhhhh..... dui dui, ahhhhhhhhhhhhhhh hao de hao de! ahhhhhhhhhhhh xiexie xiexxie ahhhhhhhhhh!" Das ist nicht übertrieben und wenn ich wieder zuhause bin, dann bin ich gewillt auch die entsprechende Tonlage zu imitieren, vielleicht könnt ihr dann nachempfinden, warum ich mich hier wirklich schlecht bis gar nicht konzentrieren kann... Davon abgesehen sind die Kollegen aber alle sehr freundlich und ich fühle mich gut aufgenommen.

Nachdem ich beim letzten Mal berichtet habe wie das Olympiafieber in Peking ausgebrochen ist, kann ich nun heute, einen Tag vor dem 08.08. berichten, dass auch hier die Aufregung immer mehr wächst! Natürlich wäre ich kein richtiger Fußballfan, wenn ich mir entgehen lassen würde hier eines der Spiele anzuschauen (Fußball wird in Shanghai gespielt) und so gehen wir am Sonntag auf das erste Vorrundenspiel wo wir uns gleich zwei Spiele anschauen werden, Argentinien : Australien; Elfenbeinküste : Serbien. Danach die Woche werden wir das Viertelfinale sehen um dort zu erfahren wen wir dann im Halbfinale in der daraufolgenden Woche anfeuern können. Leider haben wir keine Karte für das Finale, aber vier Olypmiaspiele sind ja schon mal nicht schlecht! Momentan ist noch alles recht ruhig, was die Vorbereitungen angeht zwar sieht man mehr Polizei als üblich und auch im Straßenverkehr wird mehr kontrolliert, aber die große Panik bekomme ich (noch?) nicht mit. Morgen Abend werden wir uns um 8 vor 8 treffen um dann um 8 nach 8, die Eröffnungsfeier gemeinsam zu sehen – wenn das mal kein Glück bringt und auch wenn ich eigentlich nicht so der Sportfan bin, freue ich mich mittlerweile selbst schon und bin vor allen Dingen gespannt, wie die nächsten drei Wochen hier zelebriert werden. Natürlich werdet ihr auf dem Laufenden gehalten.

Ich hoffe, dass ich es in nächster Zeit öfters mal wieder schaffe euch zu berichten, aber heute habe ich beschrieben wie viel diese Stadt an Aktivitäten zu bieten hat und entsprechend selten sitze ich zuhause... Für euch nehme ich mir aber natürlich gerne immer wieder die Zeit und die ganzen positiven Rückmeldungen bezüglich meines Blogs freuen mich immernoch sehr. Ich hoffe, dass es euch allen im fernen Deutschland gut geht und verbleibe mit vielen lieben Grüße aus der Stadt der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten.

Die sich pudelwohlfühlende *Deniz*

und hier kommt ihr zu den Fotos der letzten Zeit!

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