08.08.08 Fakecity ist bereit!

Hallo ihr Lieben,

endlich habe ich Zeit und kann euch wieder berichten von den Erlebnissen hier in China.
Vergangenen Mittwoch ganz früh bin ich mit dem Nachtzug wieder in Shanghai angekommen und hinter mir lagen drei tolle Tage in Peking. Gespannt war ich auf die Stadt, von der mir viele erzählt hatten sie sei so anders und verändert worden für die Olympischen Spiele. In diesem kleinen Reisebericht will ich euch beschreiben warum Peking tatsächlich anders ist, anders als Shanghai eben:

Unsere Nacht im Zug auf dem Weg nach Peking verbrachten wir gemeinsam im Viererabteil mit einem sehr neugierigen, stotternden Chinesen. Seine Fragen die stets mit einem "One question..." begangen wurden von Mal zu Mal lustiger. So mutmaßte er nach gewisser Zeit, dass Romy solch Ähnlichkeit mit keinem geringeren als Gerhard Schröder habe, dass dieser sicher ihr Vater sein müsse. Ich wiederum sähe eher aus wie eine Amerikanerin und meine offene Art sei so untypisch Deutsch (auf die darauffolgende Frage wieviele Deutsche er denn kenne antwortete er mit einem "I know two Germans at work."...) so gingen seine Vermutungen immer weiter, bis wir irgendwann keine Lust mehr hatten auf "One question" und uns entschlossen lieber die Betten unseres Nachtzuges zu testen. Dieses lustige Erlebnis sollte allerdings nur eines von vielen weiteren in Peking sein.

Kaum angekommen in Chinas Hauptstadt bemerkten Romy und ich sogleich, dass
die Luft tatsächlich deutlich besser ist, als die in Shanghai. Wesentlich trockener und nicht ganz so schweißtreibend und so kamen wir recht relaxt in unserem Hostel direkt am Hauptbahnhof an. Nachdem wir unser Zimmer, das bis auf ein fehlendes Fenster und sehr harte Betten ganz ok war, begutachtet hatten ging es auch gleich los in die Verbotene Stadt. Dort lebten und regierten bis zur Revolution 1911 die chinesischen Kaiser der Dynastien Ming und Qing. Der einfachen Bevölkerung war der Zutritt verwehrt – was den Namen erklärt und seither stellt die Verbotene Stadt ein Meisterwerk der chinesischen Architektur dar. Tatsächlich waren die Gebäude sehr beeindruckend und wir verbrachten eine ganze Zeit dort. Ich konnte schon dort jedoch schnell bemerken, dass viele der chinesischen Besucher nicht nur die Architektur bewunderten sondern auch mich und wohl vor allem meine blonden Haare... So wurden schnell mal zehn Fotos mit jeweils verschiedenen Chinesen gemacht und manchmal konnte ich kaum so schnell gucken, da hatte mich schon wieder jemand im Arm.
Ich verbrachte in Peking keinen Tag ohne eine Fotosession mit Chinesen, so dass Romy und ihre Mutter Marion sich zum Schluß überlegten ob sie mich vielleicht einfach als Einnahmequelle nutzen und Fotos mit mir verkaufen sollten, ich lehnte das Angebot aber dankend ab!

Als nächstes führte uns unsere Besichtigungstour in eines der so genannten Hutongs in Peking, dies sind Viertel mit sehr engen Gassen und da wir durch die Anreise doch erschöpft waren gönnten wir uns in einem dieser Hutongs eine Rikschafahrt bei der wir viele der alten Häuser bewundern konnten.
Nach einer anschließenden Kaffeepause und einer längeren Unentschlossenheit was wir machen wollten einigten wir uns letztlich auf Romy's Wunsch hin, in den Zoo zu gehen.
Abgesehen davon, dass ich nicht der riesen Tierfan bin, waren die Gehege der Tiere dort wirklich viel zu klein und so fand ich den Besuch eher traurig als schön.

Was macht man in Peking abends? Klar, Pekingente essen! Und so gingen wir nach dem Besuch im Zoo gemeinsam in ein traditionelles Restaurant in dem wir Pekingente, wie üblich, gerollt in Pfannkuchen und mit einer speziellen Soße sowie Lauch aßen. Leider war dieser Art Ente zu essen nicht so ganz mein Ding. Erstens war die Ente mir zu fettig und da mir zweitens die Soße nicht schmeckte, vergnügte ich mich dann mehr mit den Pfannkuchen. Generell ist das chinesische Essen aber tatsächlich nicht so meins...

An unserem zweiten Tag in Peking starteten wir eine Tour in Richtung chinesische Mauer. Unser Guide, eine chinesische Studentin vielleicht gerade 25 Jahre alt, erzählte uns auf der Fahrt viel Wissenswertes über Peking, wovon wir vieles nicht so wirklich glauben konnten. So lügen scheinbar sämtliche Reiseführer aus Deutschland denn laut Isabella hat Peking deutlich mehr Einwohner als Shanghai (in fact: ca. 15,5 Millionen Peking, ca. 19 Millonen Shangai - ohne Wanderarbeiter) und keiner von uns wusste, dass Pekings Universität so gut ist wie die Harvard University. Abgesehen von dieser Wissenslücke konnten wir auch noch lernen, dass der gesamte Smog in Peking aus der Mongolei kommt... Nun ja, immerhin glaubwürdig und richtig war, dass es in Peking tatsächlich zur Zeit wegen der Olympischen Spiele eine Regelung gibt die besagt, dass bestimmte Autokennzeichen nur alle zwei Tage auf die Straße gelassen werden. So dürfen beispielsweise Montags die Autos mit geraden Kennzeichenzahlen raus und Dienstags dann die anderen, ausgenommen hiervon sind neben den Taxen und Bussen lediglich die Fahrzeuge die eine Olympiakennzeichnung haben. Die Olympiamanie ist natürlich in der ganzen Stadt ausgeprochen und an jeder Ecke hängen die "Beijing 2008"-Banner. Diese Stadt hat sich ins Zeug gelegt keine Frage, aber vieles ist eben einfach nicht echt - dazu später aber mehr.
Nun zurück zur chinesischen Mauer. Endlich dort angekommen blieb mir schon beim Anblick der Atem leicht stocken, denn der Blick auf die Mauer ist schon sehr beeindruckend.





Ebenso ist das Gefühl, wenn man sich dann endlich auf ihr befindet einfach unbeschreiblich. Da die Mauer mit ihren ca. 5.755 km Höhen und Tiefen abgrenzt muss man viele steile Treppen hochsteigen und leider machte bei Romy und mir durch die Mittagssonne und weit über 35 Crad der Kreislauf nicht mit und so mussten wir leider recht schnell wieder umkehren. Dennoch ist es ein unvergessliches Erlebnis sich auf diesem "Weltwunder" zu befinden!

Der letzte Tag in Peking sollte einen sehr schönen Abschluß unserer Reise darstellen und so fuhren wir morgens Richtung Sommerpalast. Dieser Palast, den ein Kaiser namens Qianlong 1751-1764 als Geschenk zum 60. Geburtstag seiner Mutter errichten ließ, ist ein wunderschöner Garten, der viele der Touristen von Peking anlockt.



Wir genossen trotz der vielen anderen Besucher den Tag dort sehr und machten uns nach einer kleinen Bootfahrt auf den Rückweg zum Hostel um wenig später den Nachtzug zurück nehmen zu können.
Alles in allem war die Reise nach Peking wirklich wunderschön und interessant.
Wenn die Hauptstadt auch viel mehr Kultur zu bieten hat als Shanghai so kann ich dennoch sagen, dass ich froh darüber bin, meine drei Monate hier zu verbringen. Ich fühle mich doch wohler zwischen den ganzen Hochhäusern und die Moderne liegt mir mehr als die Vergangenheit Chinas.

Bis auf die vielen imposanten Sehenswürdigkeiten sind wir uns, wie bereits erwähnt, doch in Peking oft so vorgekommen, als wären wir in einer Stadt aus Schein. Romy und mir fielen viele Kleinigkeiten auf. Peking ist zum Beispiel deutlich flacher und grüner als Shanghai und abgesehen von der besseren Luft war dies mal wieder eine schöne Abwechslung von den Shanghaier Betonbauten. Tatsächlich scheint es als seien die Taxen ausgetauscht worden und selbstverständlich wird in diesen Tagen enorm viel Wert auf Sauberkeit gelegt. Aber man kann eben eine Stadt ändern, Armenviertel abreißen und Bäume pflanzen, aber man kann nicht die Menschen ändern, die in dieser Stadt leben.
So steigt man in ein Taxi und wird mit einem schön aufgesagten "Hello Ladies where do you want to go?" begrüßt aber schon auf die englische Rückantwort hin sind die Taxifahrer überfordert. Eben solche Erlebnisse hatten wir auch in Restaurants wo man zwar seine eins, zwei Sätze auswendig gelernt hatte, aber für mehr nicht in der Lage war. Nicht mal bei Mc Donalds, direkt am Hauptbahnhof, hat uns jemand verstanden und so muss man sagen, dass im Vergleich hierzu Shanghai doch besser abschneidet, was ich so kurz vor Beginn der Spiele durchaus erstaunlich finde.

Nun ja, auch wenn mich jeglicher Sport (Fußball selbstverständlich ausgenommen!!!) so viel interessiert wie Tiere im Zoo bin ich gespannt was in den Wochen ab dem 08.08. hier so alles geboten wird und ich bin mir sicher, dass ich viel zu berichten haben werde aus diesem Land, dass doch so stolz darauf ist, die Olympischen Spiele präsentieren zu dürfen, einem Land, dass den Schein wahrt.

So ihr Zuhausgebliebenen, ich hoffe, dass es euch allen gut geht und ihr nun einen Einblick über meinen Aufenthalt in Peking gewinnen konntet.
Ich schaffe es leider momentan nicht alle Emails zu beantworten, freue mich aber dennoch immer sehr von euch zu lesen und werde mir daher auch bald Zeit für die Antworten nehmen.
Ein neuer Bericht über das fabelhafte Leben hier im modernen Shanghai folgt diese Woche auch noch.

Bis dahin grüße ich euch lieb,
Zàijiàn,
die gut gelaunte *Deniz*


und hier sind die Fotos aus Peking!

DieYvonne - 29. Jul, 21:04

Ich liebe

deinen Blog!!!!!
Ach meine "Beschde"...
ich kann nur wiederholt sagen, dass es so aufregend und toll ist, wenn du uns deine Erfahrung, die du machen darfst, auf so unterhaltsame Weise mitteilst!
Und die Fotos (chinesische Mauer...) beeindruckend!
Ja, es sei dir echt gegönnt - diese Zeit wirst du nie vergessen:)
Ich vermisse dich ganz doll und denk immer an dich...

mamaundderya - 30. Jul, 10:26

Scheinbar

Hallo meine LIebe,
wiedermal wunderbar mit dir zu verreisen - Peking ist dank deiner Schilderungen und Fotos auch bei uns faszinierend angekommen, DANKE!
Wir sind in Gedanken immer bei dir und auch ein bißchen neidisch und glücklich zugleich, dass du so tolle Erlebnisse hast! Also genieße deine Zeit weiterhin und sauge alles auf , was dir gut und richtig erscheint , Weltwunder und verbotene Städte kriegste ja nicht alle Tage zu Gesicht - und ignoriere die gefakten Chinesen einfach! Scheinbar ist ja alles wunderbar bei gleichbleibenden 39, 5 Grad. ;-)
Hab dich lieb, vermiss dich sehr und freu mich schon auf den Tag an dem ich dich wieder in den Arm nehmen kann - you are so beautiful!! grins!
Ach und wenn du wieder da bist können wir ja mal ins Vivarium gehen - große Gehege und so.........??
tausend Küsse von deiner Mama

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Xie xie, bye bye!
Liebe Familie, liebe Freundinnen und Freunde, Wahnsinn....
DenizGuengoer - 1. Mai, 14:59
Eine Nachricht für unser...
Liebe Leserinnen und Leser, es ist mal wieder so...
DenizGuengoer - 25. Aug, 11:07
Frühling in SH City ❤
Liebe Freundinnen und Freunde, Liebe Lesegemeinschaft, einige. ..
DenizGuengoer - 3. Apr, 09:17
2017 - das Jahr des Feuer-Hahns!
Liebste Freundinnen und Freunde, über 3 Monate sind...
DenizGuengoer - 4. Jan, 14:47
"Milk...? Milk...? Milk...?...
Liebe Blogleserinnen und Blogleser, einige Wochen...
DenizGuengoer - 16. Sep, 10:02

Links

Suche

 

Status

Online seit 5806 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 1. Mai, 15:37

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren