Donnerstag, 7. August 2008

上海 - 我就喜欢! I LOVE SHANGHAI!

Guten Abend ihr fleißigen Blogleser,

endlich habe ich mal wieder die Zeit einen Bericht über das Leben hier in Shanghai zu schreiben, ich komme leider viel zu selten dazu...

Die Überschrift meines Beitrags lässt erahnen wie sehr ich diese Stadt mittlerweile schätze und das liegt vor allem daran, wie sich das Leben hier gestalten lässt. Man gewöhnt sich leicht an Luxus, das kann ich nach sechs Wochen Shanghai sagen. Mit Luxus meine ich nicht, dass ich hier einen 7er BMW als Firmenwagen gestellt bekommen habe, ich bin auch nicht von meinem Appartement ins Sheraton gezogen und trinke zum Frühstück keinen Champagner (zumindestens nicht unter der Woche) nein das tägliche Leben hier bietet einfach so vieles, wovon man in Deutschland nur träumen kann. Nehmen wir die Tatsache, dass ich seit meiner Ankunft nur einmal zuhause gegessen habe. Gut, ich gebe zu, dass ich nicht sonderlich gerne koche, besonders nicht für mich alleine, aber davon abgesehen ist das hier auch einfach nicht nötig. Man kann so günstig essen, dass es sich kaum lohnt die Zutaten selbst einzukaufen. Um die Ecke von meinem Appartement gibt es einen sehr leckeren Nudelmann, der seine Nudeln selbst herstellt und dessen Gerichte mir besser schmecken als die meisten anderen Shanghainesischen. Bei ihm bekommt man für 120 Rmb (ein bisschen weniger als 1,20€) eine so große Portion Nudeln mit Gemüse, dass ich sie bisher noch nie ganz aufgegessen habe. Sushi, was zwar für chinesische Verhältnisse "teuer" ist, kann man für 8 € so viel essen, bis man wirklich nicht mehr kann und in dem Preis sind selbstverständlich mindestens zwei Bier inbegriffen. Auch die westlicheren Restaurants sind im Vergleich zu Deutschland noch sehr günstig. Aber nicht nur das Essen ist es, was das Leben hier so einfach macht, sondern vor allem auch die vielen Dinge, die man hier unternehmen kann. Jeder der mich kennt weiß, dass ich ein sehr aktiver Mensch bin und wahnsinnig gerne viel weggehe und erlebe und die vielen Bars, Clubs, Restaurants in dieser Stadt sind quasi ein Paradis für mich! Auch an das Taxi fahren gewöhnt man sich schnell. Wenn ich beispielsweise in Deutschland abends feiern gehe ist eine oft gestellte Frage "Wer fährt?"... und wer fährt in Shanghai? Klar, der Taxifahrer! Für 3 € eine Stunde durch die Stadt gefahren zu werden und hierdurch nicht auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen zu sein – hier ist es normal! Nicht mal im Appartement muss ich mich großartig um etwas kümmern. Zweimal die Woche kommt die Putzfrau und wirklich viel zu tun hat sie nicht, ich bin ja nie zuhause... Ich muss zugeben auch wenn das vielleicht nur kleine Benefits sind, es sind eben Dinge die das Leben hier so angenehm gestalten und man gewöhnt sich doch sehr schnell daran!


Um das Alles genießen zu können muss man eben mit verschiedenen anderen Dingen leben. Die vielen Menschen, die Hektik in der Stadt, Rushhour-Stau (ich würde normalerweise mit dem Bus von der Arbeit nach hause ca. 15 Minuten brauchen, brauche abends aber 45!), Ellenbogen-Mentalität, das öfters beschriebene Spucken und Schmatzen und vieles mehr ist der Preis für all den Luxus und auch wenn ich diese Stadt und das Leben hier momentan so sehr schätze, immernoch glaube ich, dass ich nicht gerne länger als drei Jahre hier leben würde. Klar, ich mag große Städte und habe in den letzten Wochen feststellen können, dass nichtmal diese Megacity mir zu groß ist, aber vielleicht liegen mir andere Großstädte noch mehr als eine in China?! Selbstverständlich befinde ich mich nicht nur in meiner Seifenblasenwelt von "Alles ist so günstig und man muss sich um nichts kümmern" aber am besten kann ich euch die kritische Betrachtungsweise vom Leben hier wohl erklären wenn ich wieder in Deutschland bin...

Dies war ein kleiner Einblick in mein tägliches Leben hier und nun will ich noch ein bisschen mehr über die letzten Ereignisse berichten: Seit Donnerstag vergangener Woche habe ich keine zwei Schlafzimmer mehr für mich, sondern teile mein Appartement mit Kerstin, die hier bei Siemens ein Praktikum macht. Auch wenn ich eher der "Alleinewohner" bin, so habe ich es gut getroffen, denn wir verstehen uns sehr gut. Nachdem mich vor zwei Wochen leider Romy und Sarah verlassen haben hat zum Glück die Pentox-Gruppe noch Zuwachs durch Artur erhalten, einen BAler den ich schon von Siemenstrainings kenne und mit dem ich auch die drei Monate München diesen Winter verbracht habe, leider ist er nur vier Wochen in Shanghai eingesetzt, aber ich freue mich wirklich sehr nun jemanden hier zu haben, den ich schon etwas besser kenne und mit dem ich mich sehr gut verstehe. Nach sechs Wochen kann ich nun den Neuankömmlingen die Stadt zeigen und es ist ein sehr gutes Gefühl, dass ich mich mittlerweile schon recht gut auskenne, wo ich doch anfangs das Gefühl hatte "Das wird nie was". Aber nun bin ich es, die erklärt wie man im Taxi sagt wo man hin will, wie man Bus fährt (die kleinen, aber nicht leichten Dinge die man hier täglich bewältigen muss) und in der Metro am besten gegen die Menschenmassen ankommt, ich kenne die besten Schneider, weiß wie man im Restaurant sagt, dass man den Reis bitte sofort haben möchte, kann Bier bestellen und vieles mehr. Mein chinesisches Vokabular erweitert sich von Tag zu Tag und immer leichter wird es hier klar zu kommen.

Auch auf der Arbeit läuft es wunderbar. Ich bin eingesetzt im Finance & Controlling und habe einen sehr netten deutschen Chef, den ich beim Optimieren von Prozessen unterstütze, die aufgrund des Kaufs von Siemens VDO durch die Continental AG nötig wurden. Für die BA muss ich hier eine Projektarbeit schreiben, die ich eben zu diesem Thema (für alle BWLer unter euch oder die, die es einfach interessiert: " Harmonisierung von Prozessen und Controlling-Kennzahlen zur einheitlichen Entscheidungsfindung bei Investitionen am Beispiel der Übernahme von Siemens VDO Asia Pacific Co. Ltd. durch die Continental AG") verfasse. Das fällt mir leider etwas schwer, weil ich erstens nicht im geringsten interessiert bin an Controlling-Kennzahlen, zweitens die Literatursuche sich als schwer erweist und ich mich drittens schlecht konzentrieren kann. Ich sitze in einem Großraumbüro und um mich rum fast ausschließlich chinesische Frauen. Man könnte meinen, das man weniger abgelenkt wäre, wenn man die Sprache nicht versteht, aber bei mir ist leider das Gegenteil der Fall. Ich will euch kurz ein kleines Telefonat beschreiben, wie es auf chinesisch läuft: "Wei, ni hao.... dui dui.... ahhhhhhhhhhhhhhhhhh ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh, hao de hao de hao de.... ahhhhhhhhhh..... dui dui, ahhhhhhhhhhhhhhh hao de hao de! ahhhhhhhhhhhh xiexie xiexxie ahhhhhhhhhh!" Das ist nicht übertrieben und wenn ich wieder zuhause bin, dann bin ich gewillt auch die entsprechende Tonlage zu imitieren, vielleicht könnt ihr dann nachempfinden, warum ich mich hier wirklich schlecht bis gar nicht konzentrieren kann... Davon abgesehen sind die Kollegen aber alle sehr freundlich und ich fühle mich gut aufgenommen.

Nachdem ich beim letzten Mal berichtet habe wie das Olympiafieber in Peking ausgebrochen ist, kann ich nun heute, einen Tag vor dem 08.08. berichten, dass auch hier die Aufregung immer mehr wächst! Natürlich wäre ich kein richtiger Fußballfan, wenn ich mir entgehen lassen würde hier eines der Spiele anzuschauen (Fußball wird in Shanghai gespielt) und so gehen wir am Sonntag auf das erste Vorrundenspiel wo wir uns gleich zwei Spiele anschauen werden, Argentinien : Australien; Elfenbeinküste : Serbien. Danach die Woche werden wir das Viertelfinale sehen um dort zu erfahren wen wir dann im Halbfinale in der daraufolgenden Woche anfeuern können. Leider haben wir keine Karte für das Finale, aber vier Olypmiaspiele sind ja schon mal nicht schlecht! Momentan ist noch alles recht ruhig, was die Vorbereitungen angeht zwar sieht man mehr Polizei als üblich und auch im Straßenverkehr wird mehr kontrolliert, aber die große Panik bekomme ich (noch?) nicht mit. Morgen Abend werden wir uns um 8 vor 8 treffen um dann um 8 nach 8, die Eröffnungsfeier gemeinsam zu sehen – wenn das mal kein Glück bringt und auch wenn ich eigentlich nicht so der Sportfan bin, freue ich mich mittlerweile selbst schon und bin vor allen Dingen gespannt, wie die nächsten drei Wochen hier zelebriert werden. Natürlich werdet ihr auf dem Laufenden gehalten.

Ich hoffe, dass ich es in nächster Zeit öfters mal wieder schaffe euch zu berichten, aber heute habe ich beschrieben wie viel diese Stadt an Aktivitäten zu bieten hat und entsprechend selten sitze ich zuhause... Für euch nehme ich mir aber natürlich gerne immer wieder die Zeit und die ganzen positiven Rückmeldungen bezüglich meines Blogs freuen mich immernoch sehr. Ich hoffe, dass es euch allen im fernen Deutschland gut geht und verbleibe mit vielen lieben Grüße aus der Stadt der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten.

Die sich pudelwohlfühlende *Deniz*

und hier kommt ihr zu den Fotos der letzten Zeit!

Montag, 28. Juli 2008

08.08.08 Fakecity ist bereit!

Hallo ihr Lieben,

endlich habe ich Zeit und kann euch wieder berichten von den Erlebnissen hier in China.
Vergangenen Mittwoch ganz früh bin ich mit dem Nachtzug wieder in Shanghai angekommen und hinter mir lagen drei tolle Tage in Peking. Gespannt war ich auf die Stadt, von der mir viele erzählt hatten sie sei so anders und verändert worden für die Olympischen Spiele. In diesem kleinen Reisebericht will ich euch beschreiben warum Peking tatsächlich anders ist, anders als Shanghai eben:

Unsere Nacht im Zug auf dem Weg nach Peking verbrachten wir gemeinsam im Viererabteil mit einem sehr neugierigen, stotternden Chinesen. Seine Fragen die stets mit einem "One question..." begangen wurden von Mal zu Mal lustiger. So mutmaßte er nach gewisser Zeit, dass Romy solch Ähnlichkeit mit keinem geringeren als Gerhard Schröder habe, dass dieser sicher ihr Vater sein müsse. Ich wiederum sähe eher aus wie eine Amerikanerin und meine offene Art sei so untypisch Deutsch (auf die darauffolgende Frage wieviele Deutsche er denn kenne antwortete er mit einem "I know two Germans at work."...) so gingen seine Vermutungen immer weiter, bis wir irgendwann keine Lust mehr hatten auf "One question" und uns entschlossen lieber die Betten unseres Nachtzuges zu testen. Dieses lustige Erlebnis sollte allerdings nur eines von vielen weiteren in Peking sein.

Kaum angekommen in Chinas Hauptstadt bemerkten Romy und ich sogleich, dass
die Luft tatsächlich deutlich besser ist, als die in Shanghai. Wesentlich trockener und nicht ganz so schweißtreibend und so kamen wir recht relaxt in unserem Hostel direkt am Hauptbahnhof an. Nachdem wir unser Zimmer, das bis auf ein fehlendes Fenster und sehr harte Betten ganz ok war, begutachtet hatten ging es auch gleich los in die Verbotene Stadt. Dort lebten und regierten bis zur Revolution 1911 die chinesischen Kaiser der Dynastien Ming und Qing. Der einfachen Bevölkerung war der Zutritt verwehrt – was den Namen erklärt und seither stellt die Verbotene Stadt ein Meisterwerk der chinesischen Architektur dar. Tatsächlich waren die Gebäude sehr beeindruckend und wir verbrachten eine ganze Zeit dort. Ich konnte schon dort jedoch schnell bemerken, dass viele der chinesischen Besucher nicht nur die Architektur bewunderten sondern auch mich und wohl vor allem meine blonden Haare... So wurden schnell mal zehn Fotos mit jeweils verschiedenen Chinesen gemacht und manchmal konnte ich kaum so schnell gucken, da hatte mich schon wieder jemand im Arm.
Ich verbrachte in Peking keinen Tag ohne eine Fotosession mit Chinesen, so dass Romy und ihre Mutter Marion sich zum Schluß überlegten ob sie mich vielleicht einfach als Einnahmequelle nutzen und Fotos mit mir verkaufen sollten, ich lehnte das Angebot aber dankend ab!

Als nächstes führte uns unsere Besichtigungstour in eines der so genannten Hutongs in Peking, dies sind Viertel mit sehr engen Gassen und da wir durch die Anreise doch erschöpft waren gönnten wir uns in einem dieser Hutongs eine Rikschafahrt bei der wir viele der alten Häuser bewundern konnten.
Nach einer anschließenden Kaffeepause und einer längeren Unentschlossenheit was wir machen wollten einigten wir uns letztlich auf Romy's Wunsch hin, in den Zoo zu gehen.
Abgesehen davon, dass ich nicht der riesen Tierfan bin, waren die Gehege der Tiere dort wirklich viel zu klein und so fand ich den Besuch eher traurig als schön.

Was macht man in Peking abends? Klar, Pekingente essen! Und so gingen wir nach dem Besuch im Zoo gemeinsam in ein traditionelles Restaurant in dem wir Pekingente, wie üblich, gerollt in Pfannkuchen und mit einer speziellen Soße sowie Lauch aßen. Leider war dieser Art Ente zu essen nicht so ganz mein Ding. Erstens war die Ente mir zu fettig und da mir zweitens die Soße nicht schmeckte, vergnügte ich mich dann mehr mit den Pfannkuchen. Generell ist das chinesische Essen aber tatsächlich nicht so meins...

An unserem zweiten Tag in Peking starteten wir eine Tour in Richtung chinesische Mauer. Unser Guide, eine chinesische Studentin vielleicht gerade 25 Jahre alt, erzählte uns auf der Fahrt viel Wissenswertes über Peking, wovon wir vieles nicht so wirklich glauben konnten. So lügen scheinbar sämtliche Reiseführer aus Deutschland denn laut Isabella hat Peking deutlich mehr Einwohner als Shanghai (in fact: ca. 15,5 Millionen Peking, ca. 19 Millonen Shangai - ohne Wanderarbeiter) und keiner von uns wusste, dass Pekings Universität so gut ist wie die Harvard University. Abgesehen von dieser Wissenslücke konnten wir auch noch lernen, dass der gesamte Smog in Peking aus der Mongolei kommt... Nun ja, immerhin glaubwürdig und richtig war, dass es in Peking tatsächlich zur Zeit wegen der Olympischen Spiele eine Regelung gibt die besagt, dass bestimmte Autokennzeichen nur alle zwei Tage auf die Straße gelassen werden. So dürfen beispielsweise Montags die Autos mit geraden Kennzeichenzahlen raus und Dienstags dann die anderen, ausgenommen hiervon sind neben den Taxen und Bussen lediglich die Fahrzeuge die eine Olympiakennzeichnung haben. Die Olympiamanie ist natürlich in der ganzen Stadt ausgeprochen und an jeder Ecke hängen die "Beijing 2008"-Banner. Diese Stadt hat sich ins Zeug gelegt keine Frage, aber vieles ist eben einfach nicht echt - dazu später aber mehr.
Nun zurück zur chinesischen Mauer. Endlich dort angekommen blieb mir schon beim Anblick der Atem leicht stocken, denn der Blick auf die Mauer ist schon sehr beeindruckend.





Ebenso ist das Gefühl, wenn man sich dann endlich auf ihr befindet einfach unbeschreiblich. Da die Mauer mit ihren ca. 5.755 km Höhen und Tiefen abgrenzt muss man viele steile Treppen hochsteigen und leider machte bei Romy und mir durch die Mittagssonne und weit über 35 Crad der Kreislauf nicht mit und so mussten wir leider recht schnell wieder umkehren. Dennoch ist es ein unvergessliches Erlebnis sich auf diesem "Weltwunder" zu befinden!

Der letzte Tag in Peking sollte einen sehr schönen Abschluß unserer Reise darstellen und so fuhren wir morgens Richtung Sommerpalast. Dieser Palast, den ein Kaiser namens Qianlong 1751-1764 als Geschenk zum 60. Geburtstag seiner Mutter errichten ließ, ist ein wunderschöner Garten, der viele der Touristen von Peking anlockt.



Wir genossen trotz der vielen anderen Besucher den Tag dort sehr und machten uns nach einer kleinen Bootfahrt auf den Rückweg zum Hostel um wenig später den Nachtzug zurück nehmen zu können.
Alles in allem war die Reise nach Peking wirklich wunderschön und interessant.
Wenn die Hauptstadt auch viel mehr Kultur zu bieten hat als Shanghai so kann ich dennoch sagen, dass ich froh darüber bin, meine drei Monate hier zu verbringen. Ich fühle mich doch wohler zwischen den ganzen Hochhäusern und die Moderne liegt mir mehr als die Vergangenheit Chinas.

Bis auf die vielen imposanten Sehenswürdigkeiten sind wir uns, wie bereits erwähnt, doch in Peking oft so vorgekommen, als wären wir in einer Stadt aus Schein. Romy und mir fielen viele Kleinigkeiten auf. Peking ist zum Beispiel deutlich flacher und grüner als Shanghai und abgesehen von der besseren Luft war dies mal wieder eine schöne Abwechslung von den Shanghaier Betonbauten. Tatsächlich scheint es als seien die Taxen ausgetauscht worden und selbstverständlich wird in diesen Tagen enorm viel Wert auf Sauberkeit gelegt. Aber man kann eben eine Stadt ändern, Armenviertel abreißen und Bäume pflanzen, aber man kann nicht die Menschen ändern, die in dieser Stadt leben.
So steigt man in ein Taxi und wird mit einem schön aufgesagten "Hello Ladies where do you want to go?" begrüßt aber schon auf die englische Rückantwort hin sind die Taxifahrer überfordert. Eben solche Erlebnisse hatten wir auch in Restaurants wo man zwar seine eins, zwei Sätze auswendig gelernt hatte, aber für mehr nicht in der Lage war. Nicht mal bei Mc Donalds, direkt am Hauptbahnhof, hat uns jemand verstanden und so muss man sagen, dass im Vergleich hierzu Shanghai doch besser abschneidet, was ich so kurz vor Beginn der Spiele durchaus erstaunlich finde.

Nun ja, auch wenn mich jeglicher Sport (Fußball selbstverständlich ausgenommen!!!) so viel interessiert wie Tiere im Zoo bin ich gespannt was in den Wochen ab dem 08.08. hier so alles geboten wird und ich bin mir sicher, dass ich viel zu berichten haben werde aus diesem Land, dass doch so stolz darauf ist, die Olympischen Spiele präsentieren zu dürfen, einem Land, dass den Schein wahrt.

So ihr Zuhausgebliebenen, ich hoffe, dass es euch allen gut geht und ihr nun einen Einblick über meinen Aufenthalt in Peking gewinnen konntet.
Ich schaffe es leider momentan nicht alle Emails zu beantworten, freue mich aber dennoch immer sehr von euch zu lesen und werde mir daher auch bald Zeit für die Antworten nehmen.
Ein neuer Bericht über das fabelhafte Leben hier im modernen Shanghai folgt diese Woche auch noch.

Bis dahin grüße ich euch lieb,
Zàijiàn,
die gut gelaunte *Deniz*


und hier sind die Fotos aus Peking!

Dienstag, 15. Juli 2008

Xièxie, Zuǒ guǎi und Yòu guǎi

你好 (nǐ hǎo) ihr Lieben,

sich in einem Land zu verständigen, in dem man nur chinesisch versteht, ist gar nicht so leicht. So habe ich mich immernoch nicht daran gewöhnt in ein Taxi zu steigen ohne dem Fahrer selbst sagen zu können wo ich genau hin möchte. Immerhin habe ich bereits gelernt zu sagen welche Richtung er einschlagen soll. Links (zuǒ guǎi [zooquai]), rechts (yòu gu ǎi [yoquai]) und Geradeaus (yīzhí [itschi]) sind also schon in mein chinesisches Vokabelrepertoire eingegangen.
Danke (xièxie [schesche]) kann ich außerdem noch sagen und eben kleine Sachen, die fürs Überleben hier wichtig scheinen. Dennoch würde ich wirklich gerne mehr chinesisch können. Meine Sehnsucht eine neue Sprache zu lernen ist sowieso schon länger wieder sehr ausgeprägt und auch wenn es als nächstes eigentlich italienisch werden sollte, könnte es auch gut sein, dass die Wahl dann doch auch chinesisch fällt. Zwar kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen viel länger als zwei Jahre in dieser Stadt zu leben, aber sollte es tatsächlich mal der Fall sein, dass mich ein gutes Jobangebot hier herzieht, dann werde ich ganz sicher beginnen diese Sprache richtig zu lernen.

Sonst kann ich mal wieder fast nur positves über das Wochenende in Shanghai berichten. Leider wurde ich Freitag von starken Kopfschmerzen geplagt. Durch den Wetterumschwung von Donnerstag kam die anstrengende Schwüle in der Früh wieder in die Stadt und beim Verlassen von klimatisierten Räumen hat man seitdem wieder schnell das Gefühl gegen eine Hitzewand zu rennen. Mein Körper hat sich leider immernoch nicht ganz akklimatisiert und so habe ich neben Kopfschmerzen auch immernoch mit Kreislaufbeschwerden und vor allem mit Magenproblemen zu kämpfen.
Abgesehen von diesen Beschwerden hatte ich aber ein sehr schönes Wochenende. Freitag Abend wurde mal wieder "Auf Wiedersehen" gesagt. Leider verlassen die meisten der Praktikanten die ich hier bisher kennen gelernt habe die Stadt und so wurde auch dieses Wochenende wieder Abschied gefeiert. Nach einem leckeren, sehr scharfen nepalesischen Essen ging es, nicht zu meiner großen Freude, mal wieder zum Karaoke. Trotzdem muss ich sagen, dass es dieses Mal noch lustiger war als das letzte Mal und es ist ja auch nichts schlechtes dabei, die Lieblingsfreizeitbeschäftigung der Chinesen ein wenig zu teilen.

Samstag früh hatte ich zum deutschen Brunch bei mir eingeladen und so kamen Sarah und Romy sowie die Jungs von unten gegen 11.30 Uhr um sich gemeinsam mit mir über die Brötchen zu freuen und noch andere leckere deutsche Kleinigkeiten zu verzehren. Die Importware ist hier tatsächlich sehr teuer und so kostet ein kleines Stück Käse schnell mal 5 €, eine Kugel Mozarella 3,50 € und Nutella auch mal 7 €. Ein teuerer Spaß ist es also, wenn man auf ein paar Lebensmittel nicht verzichten mag, aber drei Monate ohne Brötchen mit Käse halte ich einfach nicht aus! ;-)

Samstag Abend waren wir sehr lecker Teppanyaki essen. Bei diesem ursprüglich japanischen Gericht befindet sich eine Stahlplatte in der Mitte des Tisches, auf welcher der Koch frisch die Zutaten brät und auf die einzelnen Teller verteilt. So wird aus dem Essen leicht ein wahres Spektakel, denn es ist schon eine Kunst, wie der Koch die Zutaten zubereitet. Neben frischem Lachs, Scampi, Muscheln kamen auch Rumpsteak, Lamm und viele andere Leckereien auf unsere Teller.



Auch Sake, chinesischer Reiswein, wurde während des Essens viel getrunken. Das nach meinem Geschmack wie Spülmittel schmeckende Getränk habe ich aber immer wieder dankend abgeleht. Nach diesem sehr leckeren Abendessen habe ich noch mehr des Shanghaier Partylebens kennen lernen können und auch nach dieser Nacht kann ich bestätigen, dass mir die Locations hier sehr gefallen und ein paar internationale Vergleiche kann ich ja bereits machen.

Sonntag Morgen sollte endlich die Vernunft siegen und da ich Samstag Nacht erst sehr spät im Bett war habe ich mich gegen den wöchentlichen Brunch entschieden um mich mal ein wenig auszuschlafen. Nachdem ich den gesamten Sonntag dann wirklich sehr ruhig verbracht hatte, wollte ich den gestrigen Abend zum shoppen nutzen und bin die Nanjing Lu, eine der längsten Einkaufsstraßen der Welt, abgelaufen.



Sich immer durch Chinesen zu drängeln, die permanent mit einem: "Watch, Bag, Dvd? Looky! Looky!" auf Dich zurennen ist aber alles andere als eine angenehme Feierabendaktivität. Zumal die anderen Chinesen, die nichts verkaufen wollen, sich nur im Schneckentempo fortbewegen. Zumindestens ist die Geschwindigkeit die Chinesen allgemein beim Laufen drauf haben, keine Laufgeschwindigkeit, wie ich sie als normal erachte. Gut, ich gebe zu, und jeder der schon mit mir durch die Stadt gelaufen ist kann kann das bestätigen, ich bin schon eher von der schnellen Sorte, aber gerade deswegen macht es mich teilweise richtig nervös im Slalom um die vielen Chinesen auf der Straße zu laufen. Alles in allem habe ich nach ein paar Minuten aufgegeben um mich dann auf den Weg zur Super Brand Mall zu machen, die sich ganz in der Nähe meines Appartements befindet um dort in etwas weniger Gedränge durch einige Läden zu stöbern.

Richtig entspannend war der Abend gestern dennoch nicht, aber ich habe sowieso oft das Gefühl, dass man Entspannung hier nur in seinen eigenen vier Wänden oder vielleicht bei der Massage erleben kann. Dieses hektische Durcheinander, immer diese vielen Menschen auf einem Fleck, Gehupe, Sirenen... manchmal kann das sehr kraftraubend sein. Aber irgendwo müssen sie ja hin die ca. 19 Millionen Einwohner (+ ca. 5 Millionen Wanderarbeiter) und dass es bei einer Bevölkerungsdichte von 12.946 Einwohner je Km² (zum Vergleich: in Berlin sind es 3.800 Einwohner je Km²) in der Innenstadt auch mal laut und hektisch ist, ist auch normal. Außerdem lernt man so schnell die Ruhe die man zuhause in Deutschland hat und viele andere solcher, für uns teilweise so belangloser, Kleinigkeiten aus der Heimat wieder mehr zu schätzen und freut sich auch nach kurzer Zeit schon wieder darauf. Neben den Momenten in denen ich gestresst bin gibt es zudem mindestens genauso viele die einfach fabelhaft sind. Dann zum Beispiel wenn ich abends um 22h mit dem Ipod im Ohr noch in Shorts durch die Stadt laufen und das ganze Treiben aus der Ferne betrachten kann oder wenn ich mich, wie heute Abend, mit Sarah auf eine der wunderschönen Dachterassen setze und ein leckeres Abendessen inklusive fantastischer Aussicht genieße dann lohnt es sich das Gehupe auch mal zu ignorieren!

Vor mir liegt, wie sollte es anders sein, wieder eine verplante Woche, die ihren Höhepunkt sicher Sonntag früh haben wird, wenn ich in der chinesischen Hauptstadt ankommen werde. Gemeinsam mit Romy und ihrer Mutter geht es Samstag Nacht mit dem Nachtzug los in Richtung Peking. Wir werden die ganze Nacht unterwegs sein um dann Sonntag, Montag und Dienstag dort zu verbringen und Dienstag Nacht wieder mit dem Nachtzug in Richtung Shanghai aufzubrechen. Nachdem die Hauptstadt wohl schon für die Olympischen Spiele vorbereitet ist, neue Straßen gebaut, Taxen ausgetauscht und Pflanzen gepflanzt wurden bin ich sehr gespannt was mich erwartet und freue mich auch schon auf etwas mehr chinesische Kultur als sie Shanghai zu bieten hat.

Also ihr fleißigen Blog-Leser zuhause, ich freue mich sehr über die ganzen positiven Kommentare zu meinen Einträgen und es ist immer wieder schön zu hören wie das, was ich hier so erlebe bei euch ankommt! Vielen lieben Dank!

Es sendet euch die liebsten Grüße aus einer Stadt, die niemals schläft
吻别
Die entspannte *Deniz*


und wie ihr wisst gelangt ihr hier zu den Fotos der letzten Tage!

Donnerstag, 10. Juli 2008

Wie sehr man sich über einen blauen Himmel freuen kann...

...sollte ich am Montag das erste Mal selbst erfahren. Nach knapp zehn Tagen in einer Stadt, die scheinbar nur aus Smog bestand, war der Anblick der sich mir am Montag früh bot wirklich viel schöner und die Woche began daher sehr vielversprechend. Neben dem strahlenden Himmel wurde auch die extreme Schwüle von einer angenehmeren Luft am Montag abgelöst und so hielt man die 37 Crad etwas besser aus. Wir wollten die Gelegenheit nutzen um diese Stadt auch mal mit schönem Himmel fotografieren zu können und so bin ich am Dienstag direkt nach der Arbeit zum Bund gefahren und habe mich dort mit meinen Pentox(Name des Hotels)-Jungs getroffen. Shanghai wird durch den Fluß Huangpu geteilt, im Osten befindet sich das hochmoderne Wirtschaftszentrum Pudong (wo ich wohne) und im Westen der Stadtbezirk Puxi (hier arbeite ich). Der Bund ist die 1,5 Km Uferpromenade in Puxi, sie bietet einen wunderschönen Blick auf Pudong mit seinen unglaublichen Bauwerken und so war eben dieser Ort ideal um wunderschöne Fotos schießen zu können.



Es ist, so finde ich, unvorstellbar dass hier vor zehn Jahren noch keines dieser Gebäude stand...

Unsere Fotosession sollte immer wieder unterbrochen werden, denn ohne dass ich es zunächst großartig bemerkte, waren recht schnell wir selbst die Attraktion.
So konnte ich kaum schnell genug schauen, da wurden auf einmal Fotos von uns gemacht und da ich über diese Situation sehr amüsiert war, trauten sich schnell die ersten Chinesen uns zu fragen ob sie sich neben uns stellen dürften und so hatten wir nacheinander immer eine andere Chinesin im Arm, die unbedingt ein Foto mit uns schießen lassen wollte. Nachdem ich schon oft von solchen Szenen gehört hatte und dennoch durch den sehr westlichen Einfluß hier den Eindruck hatte sowas würde in Shanghai eher nicht passieren habe ich mich fast gefreut euch nun berichten zu können, dass es tatsächlich so ist, dass Westler hier noch eine kleine Besonderheit sind. Zur "Verteidigung" von Shanghai will ich dennoch sagen, dass die Stadtbewohner uns zwar anstarren, aber trotzdem den Anblick eher gewöhnt sind, als die chinesischen Touristen die selbst die Stadt und so auch den Bund besuchen, für diese scheint es eher noch nicht zum Alltag zu gehören einen Westler live zu sehen.

Auch wenn die Woche so idyllisch angefangen zu haben scheint, ich finde das Chaos und die Unruhe in dieser Stadt manches Mal schon extrem anstrengend. Montag beispielsweise ist meine gute Laune recht schnell wieder verflogen. Schon wenn ich aus der Hotellobby rausgehe, bietet sich mir ohrenbetäubender Lärm. Morgens und abends zur rush hour wird der Verkehr von Polizisten geregelt, die für meinen Geschmack etwas zu oft Gebrauch von ihren Trillerpfeifen machen und so bin ich, wenn ich bei der gerade mal 3 Minuten entferneten Bushaltestelle ankomme, schon wirklich ermüdet von dem ganzen Streß. Die Busfahrten morgens sind je nach Uhrzeit ebenso mehr oder weniger nervig. Wenn auf den Straßen viel los ist, so bewegt sich der Bus nur im Stop and Go- Rhytmus und nicht selten passiert es, dass ich bei einer Vollbremsung auf einem der Chinesen neben mir lande oder eben einer der Chinesen auf mir... Auch wenn die Busse klimatisiert sind, draußen ist es eben einfach richtig heiß und so schwitzige Haut auf deiner eigenen zu fühlen... nicht angenehm so am frühen Morgen!

Ich möchte vermeiden euch den Eindruck zu vermitteln ich könne die Chinesen alle nicht leiden, denn dem ist nicht so, aber dennoch erzähle ich euch neben den Eigenschaften Rotzen, Schmatzen, Rülpsen etwas, das auf den ersten Blick befremdlich für mich wirkt und auf den zweiten doch irgendwie auch...
Lange Fingernägel bei Männern. Ich meine damit richtig lange Fingernägel. In China sagt man, dass Personen, die Geld haben nicht viel arbeiten müssen und so ihre Hände nicht zum Arbeiten brauchen daher lassen sich auch heute noch Männer, die offensichtlich nicht westlich orientiert sind, immernoch gerne die Fingernägel wachsen und zwar wirklich richtig lang.
Wäre schon so ein seltsamer Anblick, aber noch unschöner wird er dadurch, dass die Herren zwar angeblich genug Geld haben um nicht mit ihren Händen arbeiten zu müssen, aber das nötige Kleingeld für eine anständige Maniküre fehlt ihnen scheinbar, denn so sind die meisten der Fingernägel einfach dreckig und nicht gepflegt.... das soll einer verstehen! ;-)

Neben diesen Auffälligkeiten, die ich wohl immer wieder zu berichten haben werde, kann ich von der Woche sonst bisher nur positives sagen.
Nachdem wir am Montag einen eher ruhigen Start in die Woche hatten und am Dienstag nach der Fotosession auch nur noch ein wenig einkaufen waren, haben wir den gestrigen Abend in einer sehr schönen Bar namens Barbarossa verbracht. Generell kann ich bis jetzt sagen, dass mir die Locations, die ich gesehen habe, sehr gut gefallen und ich habe ja doch einige Vergleichsmöglichkeiten. So haben wir gestern den Abend gemütlich sitzend auf einer Dachterasse genossen, die einen wunderschönen Blick bot.

Nachdem seit heute früh das Wetter wieder schlechter geworden ist, mussten die Pläne für den Abend geändert werden. Gemeinsam mit Romy und Sarah, zwei sehr lieben Mädels bei denen ich wirklich froh bin sie in Shanghai "gefunden" zu haben, wollte ich eigentlich mit einer Pool-After-work-Party so langsam das Wochenende einläuten, wir mussten uns allerdings aufgrund höherer Regenwahrscheinlichkeit und vielen Wolken für die Variante "gemütliches Kochen zuhause" entscheiden. Nachdem ich bis jetzt so ziemlich jeden Abend auswärts gegessen habe und das Essen doch einfach sehr anders ist - was meinem Magen noch nicht wirklich passt - habe ich mich so schon den ganzen Tag sehr auf Spaghetti mit Tomatensoße gefreut. Generell kann ich sagen, dass China das erste Land ist in dem ich neben Brot auch anderes deutsches Essen sehr schnell vermisse. Gefreut habe ich mich eigentlich auf viel Gemüse, viel Fisch, leichtes Essen. Das chinesische Essen hier in Shanghai ist jedoch wirklich sehr fettig und schwer. So schwimmt das Hühnchenfleisch meistens in einer Soße aus Fett und auch der klebrige Reis hat nicht immer einen guten Geschmack. So merke ich schon nach dieser kurzen Zeit wie die Lust auf Kartoffeln mit Kräuterquark immer mehr wächst und ich denke ich werde in den nächsten Monaten auch öfters mehr investieren und dafür westlich essen, so kommt dann auch mein Salatbedarf nicht zu kurz! :-)


So, meine Lieben, mal wieder ist es Zeit für mich ins Bett zu gehen. Vor mir liegt ein Wochenende voller toller Pläne, nach dem ich sicher wieder einiges zu berichten habe aus dieser unglaublichen Stadt!

Es wünscht eine wundervolle Nacht,
die fast schon einschlafende *Deniz / 丹尼兹*

die neuen Fotos findet ihr hier!

Sonntag, 6. Juli 2008

Von Stäbchen und unfreundlichen Chinesen...

Meine Lieben im fernen Deutschland,

bei allen Reisen und allen Aufenthalten, die ich bisher im Ausland verbracht habe, hätte ich lernen müssen, dass man einfach nie alle Menschen einer Nationalität über einen Kam scheren kann. Dennoch hat man bestimmte Erwartungen und vor allen Dingen Vorurteile und nach einer Woche Shanghai werde ich versuchen euch durch meine Erlebnisse zu erklären, wie ich bisher das Leben und die Menschen hier sehe.

Meine Woche verlief sehr gut, so langsam habe ich realisiert, dass ich tatsächlich die nächsten Monate in dieser Stadt verbringen werde, wenn ich doch auch immernoch Momente habe, in denen es sehr unwirklich scheint. Doch da ich seit dem ersten Tag hier so viel erlebt und keinen Abend zuhause verbracht habe, scheint es als sei ich schon mindestens drei Wochen hier...

An die öffentlichen Verkehrsmittel habe ich mich so langsam gewöhnt. Dennoch sind hier viele lustige Dinge zu berichten. Als Beispiel will ich die Metro nehmen, die ich am Mittwoch das erste Mal zur rush hour erlebt habe. Niemals habe ich bisher, weder in Berlin noch in Madrid oder New York eine so chaotische und volle Metrostation gesehen. Endlich am Gleis angekommen ist es jedoch nicht besser geworden. Die Chinesen haben eine ungemeine Angst davor, die Bahn könne ohne sie los fahren, jedenfalls kann ich mir anders die Panik beim Einsteigen nicht erklären. An den Gleisen sind vor den Türen der Bahn extra Pfeile aufgezeichnet, wo sich die einzelnen Personen in zwei Reihen hintereinander aufstellen sollen. Ich muss sagen, das zumindest können sie echt gut. So stehen da also dann schätzungsweise je 30 Chinesen in einer Reihe und warten, dass die Bahn endlich eintrifft. Wenn es soweit ist so meine ich schon erkennen zu können, wie der ein oder andere nervös wird. Die Türe öffnet sich und eigentlich sollen die Menschen, die sich in der Bahn befinden, dann zwischen den beiden Schlangen aussteigen, doch das erweist sich als quasi unmöglich, da die, sich bis dahin in zwei Reihen befindenden anderen Chinesen bereits wild drauf losrennen. So wollen also 60 Chinesen rein und eben so viele raus und das gleichzeitig. Ein ungemeines Chaos und noch unangenehmer finde ich das Ganze, wenn ich aus der Bahn raus möchte...

An diesem Mittwoch haben wir uns, wie ich das letzte Mal geschrieben hatte, das Fußballspiel angesehen, welches sich als sehr lustig erwies. Manchmal hatte ich das Gefühl, auch ich könne mich auf's Feld stellen, viel schlechter würde ich wohl auch nicht kicken, wobei ich den chinesischen Spielern hier wohl unrecht tue, denn so schlecht haben sie gar nicht gespielt. Das signifikante für dieses Fußballspiel war jedoch nicht die Technik der Spieler, sondern vielmehr die Tatsache, dass ca. alle zehn Minuten (!) einer der Spieler "schwer verletzt" auf dem Rasen lag und sogleich die Helfer mit der Trage vom Spielfeldrand zur Hilfe eilten. So waren Unterbrechungen von ca. vier Minuten alle zehn Minuten keine Ausnahme und aus den eigentlich nötigen 16 Minuten Nachspielzeit wurden dennoch nur vier. Alles in allem haben wir uns einfach sehr amüsiert und auch wenn wir mit dem 1:1 der Shanghaier ersten Mannschaft gegen den Tabellenletzten nicht zufrieden waren, hatten wir viel Spaß.

Donnerstag abend waren wir dann Sushi essen. Es war sehr lecker, wenn ich doch auch sagen muss, dass es nicht besser war, als dass was ich in manch sehr gutem Sushirestaurant in Deutschland schon gegessen hatte, aber vielleicht haben wir nur einfach noch nicht das richtige Restaurant ausfindig gemacht.
Sushi führt mich zum Thema Essen mit Stäbchen. Welches sich, wie von mir erwartet, als schwierig erweist... Besonders Dinge wie Nudeln, die gerne mal von den Stäbchen rutschen, lassen mich manches Mal verzweifeln. Alles in allem klappt es aber schon recht gut und ich hoffe in drei Monaten dann ein echter Profi zu sein.
In den Mittagspausen vermeide ich mit den Chinesen zu essen, denn deren Schmatzen verdirbt mir tatsächlich den Appetit. So esse ich meist mit den anderen Praktikanten aus Deutschland, die bei Continental arbeiten und vermeide so Ekelanfälle während des Essens.

Eine andere Eigenschaft, die mir negativ auffällt ist das... Rotzen! Ja, ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll, aber es ist kein Gerücht, die Chinesen rotzen sehr sehr gerne. Egal ob alt, jung, reich, arm es wird gerotzt! Und es hört sich einfach widerlich an! Ich denke, Schmatzen, Rülpsen, Rotzen sind Eigenschaften an die ich mich nicht gewöhnen werde und irgendwie auch nicht gewöhnen will, denn nicht ohne Grund nennt man solche Dinge bei uns einfach schlechte Manieren...

Die Chinesen seien, außer den scheinbar nicht vorhandenen Manieren, sehr unfreundlich habe ich vor meiner Abreise oft gehört und nach einer Woche kann ich nicht viel mehr, als sagen: nicht alle! ;-)
Auf der Arbeit beispielsweise sind alle sehr nett und hilfsbereit. Wohingegen man auf der Straße oft den Eindruck hat, sie seien tatsächlich eher ein grimmiges Volk. Was mir wirklich auffällt ist dass die Chinesen seltener lächeln und lachen als "wir" doch auch das kann man eben nicht pauschal sagen, hatten wir doch schon viele lustige Erlebnisse mit Chinesen die mit uns und aber auch über uns lachten!
Auch wenn ich auf der Straße verzweifelt den Weg nicht finde und einen englischsprechenden Chinesen suche (was sich meist als sehr schwer erweist), aber wenn ich erstmal einen gefunden habe, dann ist dieser meist sehr nett und hilfsbereit. Ich denke, es wird unmöglich sein, sich ein Urteil erlauben zu können, denn es sind eben nirgendwo auf der Welt alle gleich...

Ein sehr positives Erlebnis habe ich vom Freitag zu berichten. Nachdem ich aufgrund der verschäften neuen VISA-Vorschriften für China nur ein Visum für dreißig Tage erhalten hatte und es noch einem anderen Praktikanten von Conti so ging, hatten wir uns entschlossen gemeinsam mit einer chinesischen Praktikantin, die dolmetschen sollte, auf das Visa-Amt zu fahren um unser Visum zu verlängern. Nach 4 1/2 Stunden warten zunächst die Ernüchterung, wir müssten zuerst eine Arbeitsgenehmigung beantragen um unser Visum verlängern zu dürfen.
Nachdem ich dem chinesischen Beamten (er verstand gut englisch) dann in einer langen Rede begreiflich gemacht hatte, dass wir aus Deutschland bezahlt werden, hier nur ein "Praktikum" absoliveren und in drei Monaten wieder verschwinden, sollten wir unser Visum doch bekommen und noch einen großen Bonus dazu: eine Einreise ins Land. Das bedeutet, dass ich nun, anders als erwartet, in den drei Monaten hier einmal das Land verlassen und dann wieder einreisen darf. Dieses Double-Entry-Visa wird momentan eigentlich nicht vergeben, aber nach meinem langen Gerede fragte mich der Beamte ob ich eines wolle, woraufhin ich natürlich vollkommen überrascht und strahlend mit: "Yes, please!" antwortete.
Einer Reise nach Hongkong, Thailand, auf die Philippinen oder wo auch immer hin steht nun nichts mehr im Wege und ich freue mich jetzt schon sehr am Ende der drei Wochen noch mal reisen zu können.

Am Freitag sollte ich außerdem wieder einmal erkennen, dass das Leben in Shanghai viele Vorteile bietet, wenn man genug Kleingeld im Geldbeutel hat. Einen Luxus, den ich sicher in Deutschland wieder vermissen werde: die Massage. Nicht, dass wir keine guten Masseure hätten, aber ich jedenfalls kann es mir nicht wirklich leisten mich einfach mal massieren zu lassen, schon gar nicht eine Ganzkörpermassage, wie wir sie uns gegönnt haben, ist bei uns wohl einfach mal so bezahlbar. Da die lokalen chinesischen Masseure wohl eher zu härteren Methoden greifen und auch blaue Flecke bei ihnen nicht ausbleiben, hatten wir uns entschlossen etwas "mehr" zu investieren und ließen uns so bei Dragonfly (einer asiatischen Kette) für 22,50 € eine Stunde lang von oben bis unten massieren. In sehr schönem Ambiente habe ich mich so gut von der anstrengenden Woche erholen können.
Nach der Massage und einem sehr leckeren Abendessen, hatten wir uns entschlossen noch das Partyleben zu erkunden und so fuhren meine "Praktikantenkollegen" und ich in die Bar Rouge, einen Club der gehobenen Klasse, der sehr schön eingerichtet war. Neben dem doch eher westlichen Publikum waren auch einige Chinesen da und außer dem sehr guten DJ konnten wir auf der Terasse auch noch die wunderschöne Aussicht genießen.



Samstag früh war ich zu einem "Mädelsbrunch" bei Sarah eingeladen, die ebenfalls ein Praktikum hier macht und schon nach einer Woche ohne Brot und Brötchen freute ich mich sehr über die, beim einzigen deutschen Bäcker in Shanghai bestellten, Körnerbrötchen.
Abends waren wir dann in einer großen Gruppe Hot Pot essen. Eine Art Fondue, bei dem auf dem Tisch Töpfe mit heißem Fett stehen, in die man verschiedene Zutaten reinschmeißt und dann isst. Ich muss sagen, dass ich schon besser gegessen habe, denn die Zutaten waren bis auf Nudeln und Kartoffeln nicht so sehr mein Fall (wahlweise konnte man beispielsweise auch frisches Schweinehirn bestellen und im Pot brutzeln lassen...)!
Danach ging es dann in eine Karaoke-Bar und jeder, der mich kennt und vor allem weiß, wie wunderbar ich mit meiner lieblichen Stimme Lieder träller', der kann sich vorstellen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe ;-)
Es war dennoch ein sehr lustiger Abend und nach dem ein oder anderen Bier habe auch ich mich ans Mikro gewagt, ein Glück für mich, dass die Stimmen der anderen auch nicht besser sind, als meine!

Sonntage sind hier scheinbar zum brunchen und shoppen da und so habe ich den heutigen Tag ähnlich wie den letzten Sonntag verbracht. Zunächst bei einem super leckeren Brunch und dann beim Schneider. Meine Blusen von letzter Woche müssen noch mal geändert werden und nächsten Sonntag werde ich dann meine Hosenanzüge für die Arbeit in Auftrag geben. Die Chance auf maßgeschneiderte Anzüge muss ich einfach nutzen und gegen Blazer, Rock und Hose aus echter Seide für insgesamt 45 € kann wohl niemand etwas sagen!

Nachdem ich mir nach dieser tollen, aber auch anstrengenden Woche endlich die Zeit nehmen konnte euch zu schreiben, hoffe ich, dass ich euch mal wieder einen Eindruck von meinem Leben und den Erlebnissen hier vermitteln konnte. Ich freue mich immernoch sehr über alle Emails und werde fleißig versuchen auch zu antworten! Für die kommende Woche haben wir uns schon sehr viel vorgenommen, aber ich werde euch aufjedenfall berichten aus dieser rastlosen, lauten, unglaublich interessanten Stadt!

Gute Nacht und wěnbié,
die erschöpfte *Deniz*

und hier gelangt ihr zu den Fotos...!

Dienstag, 1. Juli 2008

schon eingelebt?

Nǐ hǎo meine Lieben,

ob ich mich schon eingelebt habe fragen mich viele von euch.
Ich bin nicht sicher, ob man sich in dieser Stadt wirklich richtig einleben kann, die Zeit rast hier davon und so habe ich den Eindruck, dass ein einleben nicht möglich ist, vielleicht ist das auch nicht schlecht, ich bin eben schon mitten im Shanghaier Leben und hier tickt die Uhr etwas schneller als in anderen Städten.

Da in den letzten vier Tagen seit ich hier bin schon so viel aufregendes passiert ist, fange ich einfach an euch ein wenig zu berichten...
Selbstverständlich habe ich mich, wie ihr zuhause, sehr auf das Finale am Sonntag gefreut.




Auch wenn Anpfiff hier um 2.45 Uhr nachts war, so wollte ich es mir natürlich nicht entgehen lassen zu sehen, wie Deutschland Europameister wird.
Leider habe ich erst hinterher feststellen können, dass sich das nächtliche Aufstehen nicht wirklich gelohnt hat. Dennoch war es eine lustige Erfahrung das Spiel hier zu sehen. In einer Art Sportsbar (O'mellys) fühlte ich mich als sei ich in Deutschland. In mitten von Deutschen, Spaniern und einigen wenigen Chinesen fiel es auch sehr schwer sich zu fühlen als sei man in Shanghai.
Da es im O'mellys wirklich sehr voll war und mir sowieso Klima und Jetlag noch sehr zu schaffen machen habe ich leider die erste Halbzeit verpasst, denn nachdem ich im aufgebauten Zelt fast umgekippt bin, entschloss ich mich vom Rand aus sitzend wenigstens dem Ton zu folgen.
Die Stimmung nach dem Spiel war selbstverständlich getrübt und wurde noch ein wenig dadurch verschlechtert, dass wir kein Taxi bekamen. Nach ewig weitem Laufen durch Shanghaier Gassen und Straßen waren wir nach ca. einer Stunde erfolgreich.

Nachdem ich also Montag früh um 6 Uhr wieder in meinem Appartement war, konnte ich noch zwei Stunden schlafen um mich gegen 9 Uhr auf den Weg zur Arbeit zu machen.
Wieder fuhr ich mit dem Taxi, da ich mich noch nicht wirklich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auskenne und ich erwähne dies, weil ich Samstag Nacht geschrieben habe, dass ich den Fahrstil meines Drivers "eher lustig als beängstigend" fand. Nach vier Tagen Shanghai kann ich sagen, dass ich nicht alles so lustig finde, was hier der ein oder andere Taxifahrer veranstaltet. Ganz und gar nicht lustig ist es beispielsweise, wenn Dein Taxi plötzlich frontal auf ein anderes Fahrzeug zu steuert... Nach dem Motto "der Schwächere gibt nach" ist zwar bisher noch nichts passiert und ich hoffe auch, dass das so bleibt ;-)
Zum Straßenverkehr will ich noch kurz etwas erwähnen: Mofas!
Ich habe beschloßen keine Angst zu haben von einem überfahren zu werden, da ich mir einbilde, dass wenn ich Angst habe auch sicher etwas passiert. Nur eins ist klar, Mofafahrer machen hier was sie wollen. Vermutlich gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, dass Verkehrzeichen und Ampeln für die kleinen Flitzer nicht gelten - ist ja auch egal warum es so ist wie es ist, ich habe ja keine Angst und daher passiert auch nichts...!

Nun zur Arbeit: ich wurde wirklich toll aufgenommen und arbeite in einem super schönen Büro, modern, wie ich in Deutschland noch nie ein SV/Conti-Büro gesehen habe. Das Gebäude war früher eine Shopping Mall und ist mit seinen Fensterfronten sehr hell und wunderschön eingerichtet. Die Kollegen (überwiegend Chinesen, ein paar Westler, dann überwiegend Deutsche) sind alle sehr nett auch wenn es wirklich durchaus anstrengend sein kann den ganzen Tag eine Sprache zu hören die dir so vollkommen fremd vorkommt.

Heute habe ich mich dann auch erstmals alleine an die öffentlichen Verkehrsmittel gewagt:
Ich muss von der Arbeit aus mit der Fähre Richtung Appartement fahren und nachdem ich rausgefunden hatte welcher Bus mich dann auf der anderen Seite des Flusses zum Hotel fährt ging das kleine Abenteuer los. Ja, wirklich, da hier auf der Straße kaum einer englisch spricht und auch die Taxifahrer nur chinesisch können, ist selbst die einfachste Busfahrt eine kleine Herausforderung. Ich bin gut angekommen und so zwischen lauter Chinesen in einem Bus (klimatisiert!) ist es auch ganz lustig... Daran, dass ich meistens angeschaut werde, habe ich mich auch schon gewöhnt.



Das Klima ist, wie erwartet, durchaus sehr anstrengend. Noch ist eigentlich Regenzeit und gestern hat es auch überwiegend geschüttet, dennoch ist es aber richtig heiß und vor allen Dingen die Schwüle ist jetzt schon kaum auszuhalten.
Ich frage mich, wie es wird wenn die heutigen 27 Crad dann auf bis zu 40 steigen und auch die Luftfeuchtigkeit noch zu nimmt, aber ich hoffe, dass ich langsam damit zurecht komme und wenn es soweit ist, habe ich immerhin keinen Jetlag mehr und mein Körper hat sich vielleicht auch mehr an alles hier gewöhnt.

Nachdem ich beim letzten Mal schon geschrieben hatte, welch Glück es doch war hier gleich so viele Leute kennen zu lernen, so kann ich dies nur nochmal wiederholen. Habe gleich Sonntag früh beim Brunch noch viele weitere, sehr nette Deutsche kennen gelernt. Durch diese ganzen Kontakte werde ich schnell in die wichtigsten Shanghaier Aktivitäten eingeführt und so habe ich Sonntag nachmittag gleich mal drei maßgeschneiderte Blusen in Auftrag gegeben. Die Preise sind hier wirklich unglaublich, für diese Blusen beispielsweise zahle ich je 8 € wogegen wohl absolut nichts zu sagen ist! ;-)

Auch die Woche ist schon ziemlich verplant, nachdem ich heute genutzt habe um meinen Kühlschrank erstmals aufzufüllen und danach mit meinen "Siemensianer-Kollegen" aus dem unteren Appartement Dumplings (sehr leckere chinesische Teigtaschen gefüllt mit Gemüse und Fleisch) gekocht habe, werden wir uns morgen ein Fußballspiel der ersten Shanghaier Mannschaft gegen den Tabellenletzten ansehen. Ich denke, ich werde wohl lustiges zu berichten haben. Am Donnerstag werden wir Sushi essen gehen und auch am Wochenende sind schon einige Dinge geplant, vor allem will ich natürlich auch das Nachtleben hier erkunden!

Ich hoffe, dass euch der zweite Einblick in mein Leben hier gefallen hat. Ich kann euch sagen, ich habe mich noch nicht wirklich eingelebt, denn noch scheint es immernoch nicht real. Immer wieder muss ich grinsen, selbst wenn ich nur über eine Straße laufe huscht mir ein Lächeln über das Gesicht, weil ich jetzt tatsächlich hier bin, im großen weiten Shanghai!

Vielen lieben Dank für eure ganzen Emails, ich freue mich immer riesig was von euch zu lesen. Bitte habt Nachsicht damit, dass ich nicht immer gleich antworten kann. Da ich schon in den ersten Tagen viel unterwegs bin und auch auf der Arbeit immer was zu tun ist, versuche ich aber wenigstens den Blog auf dem Laufenden zu halten!

So, nun ist aus dem "ein wenig berichten" mal wieder eine lange Story geworden, es ist eben alles so spannend und ich will euch an allem teilhaben lassen...
Jetzt mach ich mich mal ab ins Bett schließlich ist es hier schon 01:23 Uhr!

Es sendet die liebsten Grüße an euch,
die schwitzende *Deniz*

Klickt hier um die Fotos der letzten Tage zu sehen!

Samstag, 28. Juni 2008

Wie unwirklich es scheint, plötzlich hier zu sein...

Hallo ihr Lieben zuhause,

nun ist es also so weit und ich bin im ca. 8630 Kilometer entfernten Shanghai....
Wirklich gut und einfacher als gedacht habe ich die Reise erlebt.
Die 11 Stunden vergangen tatsächlich "wie im Flug" und auch schlafen konnte ich immer mal wieder. So habe ich auch die Landung verschlafen, was mir bei den ganzen Flügen, die ich in den letzten Jahren hinter mich gebracht habe noch nie passiert ist.
Das erste Essen mit, eher aber zwischen Chinesen, habe ich ebenfalls im Flugzeug erlebt.
Gut, ich war auf schmatzen gefasst nur irgendwie auf eine "andere Art" schmatzen, so machte der Chinese zu meiner Linken Geräusche, wie ich sie beim Essen selten gehört hatte, sein Schmatzen war von einer solchen Lautstärke, dass ich immer wieder aufhören musste mein eigenes Essen zu essen. Der Herr zu meiner Rechten bevorzugte das Schlürfen, zwar weiß ich immernoch nicht wie er es geschafft hat den, doch sehr trockenen Reis, zu schlürfen, aber irgendwie hat er. Das Geräusch war mir zwar lieber als das "extrem Schmatzen" zu meiner Rechten aber irgendwann entschied ich mich dennoch einfach für die Variante Ipod ins Ohr! :-)
Abgesehen von den ersten Essgeräuschen, auf die ich dennoch gefasst war, schienen die Chinesen im Flugzeug recht freundlich zu sein, auch wenn mir sofort auffiel, dass sie sehr selten lächelten.

Um ziemlich genau 7.40h Shanghaier Ortszeit habe ich dann bei der Landung die Augen wieder geöffnet. Als ich etwas verdutzt nach draußen schaute erschloss sich mir ein Himmel, der nicht wirklich ein Himmel zu sein schien.
Zunächst dachte ich wirklich, er sei gelb um dann aber doch eher das Weiß-Grau in ihm zu erkennen.
Jedenfalls habe ich einen solchen Himmel bei uns noch nie gesehen.




Sobald ich das Flugzeug verlassen hatte, bemerkte ich sogleich die stickige, drückende Luft. Außerdem regnete es ein wenig.
Von dem Wetter abgesehen, war ich zunächst etwas überfordert am Shanghaier Flughafen. Ich war müde, um mich rum nur Chinesen und ich verstand auch nur Chinesisch...
Trotzdem hat dann alles erstaunlich gut geklappt. Ich hatte ja nur € in der Tasche und so musste ich zuerst Geld abheben und habe auch noch etwas gewechselt. Durch den fixen Wechselkurs hier, werde ich mich aber, denke ich schnell an die neue Währung gewöhnen.
Nachdem ich die Passkontrolle überstanden und mein Gepäck in Empfang genommen hatte, konnte ich mir dann ein Ticket für die Maglev, die Shanghaier Magnetschwebebahn, auch: Transrapid, kaufen. Irgendwie war es ein aufregendes Gefühl nun in dem Zug zu sitzen, der bei uns so viel Aufregung erregte (ich sag nur: "Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München ... mit zehn Minuten, ohne, dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen ... am ... am Hauptbahnhof in München starten Sie Ihren Flug...").
Die Bahn hat allerdings "nur" 300 Km/h auf die Eisen gelegt, die Fahrt war sehr angenehm.
An der Haltestelle angekommen, ist das einzige sehr unglückliche an meiner Reise passiert.
Beim Rausheben meines Koffers ist dieser genau auf meinen rechten großen Fußzeh gefallen und hat mit seinen 35 Kilo, eben dessen Nagel fast komplett abgerissen.
Im ersten Moment war ich in einer kleinen Schockstarre, es schmerzte wirklich sehr.
So musste ich mich, als ich die Maglev verlassen hatte, am Bahnsteig zunächt verarzten.
Zum Glück waren Bepanthen Wund-und-Heilsalbe und Pflaster schnell greifbar und ich konnte meinen blutigen Zeh bearbeiten.
Ich sollte erst später merken, dass das ganze wirklich richtig weh tut...
Von der Haltestelle des Transrapids bin ich dann in ein Taxi gestiegen und nach der kleinen Verletzung war ich dann auch mit meinen 35 Kilo Koffer und meinen ca. 15 Kilo Handgepäck sehr froh einfach zu sitzen. Daher bekam der Taxifahrer die chinesische Adresse meines Hotels in die Hand gedrückt und fuhr los. Da ich natürlich noch vollkommen orientierungslos bin, hätte er mich hinfahren können, wo er wollte, aber mein Vertrauen ließ mich nicht im Stich und so landete ich nach einer kleinen Weile im Hotel. Durch die Türkei und diverse andere Länder bin ich mit Verkehrschaos vertraut, aber dass China vermutlich meine Erlebnisse übertreffen würde, war klar. So verlief die Fahrt sehr aufregend, irgendwann schien mein Fahrer irritiert und fuhr einfach in die Gegenfahrbahn, was ich aber eher lustig als beängstigend fand. Das aufregende ist vor allem, dass einfach alle zu fahren scheinen wie es ihnen gerade in den Sinn kommt, es aber doch irgendwie klappt. Da fährt ein Mofa, da ein Fahrrad, dann laufen noch ein paar Menschen über die Kreuzung und eben die vielen vielen Autos, ich bin mir sicher hier werde ich noch einige lustige Dinge im Straßenverkehr erleben!

Im Hotel angekommen war die erste Nachricht, und ich habe mir sowas fast gedacht: "There is no room reservation for you!"
Nach einigen Telefonaten wurde mir dann mitgeteilt, ich müsse mir heute noch das Zimmer mit einem "Girl" teilen, die aber morgen abreisen würde.
Als ich dann also im 18ten Stock, des 34 Stock hohen Hotels, vor meinem zuküntigen Appartement angekommen war und nachdem Klopfen erfolglos blieb, öffnete ich die Tür um zunächst im absoluten Durcheinander zu landen... Nach eins, zwei Blicken war dann aber schnell klar, dass hier ebenfalls eine Deutsche wohnte und so warf ich einen Blick ins Schlafzimmer, um einen blonden Schopf zu entdecken. Wenn in diesem Schlafzimmer jemand liegt, dann ist dass andere wohl frei dachte ich um dann im nächsten Zimmer einen Braunschopf zu wecken....
Melli, die hier 4 Monate bei Siemens ein Praktikum absolvierte, hatte ihre Freundin Tanja zu Besuch, die ebenfalls bei Siemens arbeitet, allerdings in Wuxi (gesprochen: Wuschi!).
Die beiden waren mir gleich sympathisch, wirkten aber sehr müde und zerstört, die Shanghaier Partynächste scheinen anstrengend zu werden... ;-)

Nachdem ich mir zunächst einen Überblick über das Appartement machen konnte (zwei Schlafzimmer, zwei Bäder, riesen Küche und sehr großes Wohnzimmer voll ausgestattet mit allem was das westliche Herz begehrt - Fotos folgen wenn das Chaos beseitigt wurde) und wir uns während einer kleinen Verschnaufpause kurz kennen lernten entschlossen wir uns gemeinsam einkaufen zu gehen, so konnten die beiden mir gleich etwas von der Stadt zeigen.
Ich habe mich wirklich sehr gefreut gleich solch eine Unterstützung zu haben, hier sofort jemanden zu kennen ist schon viel wert, denn ich fürchte man fühlt sich in dieser Megacity schnell verloren.
Da der Hunger immer größer wurde, habe wir dann gleich das getan, wovor mich zuhause alle warnten: von einem Straßenstand haben wir uns unglaublich leckere Nudeln geholt. Auch wenn ich mich alleine wohl wirklich nicht getraut hätte, so war das doch ein sehr guter Tipp der Mädels und da der Stand auch sehr sauber wirkte, bereue ich meine Entscheidung für mein erstes Essen in Shanghai (noch) nicht. Bisher ist mein Magen ruhig und ich habe noch nie solch leckere chinesische Nudeln gegessen.




Nachdem wir dann also gestärkt waren, ist es los gegangen auf diverse Fake-Märkte, wo ich auf einem dieser Märkte meinen ersten chinesischen Einkauf tätigte: ein Deutschlandtrikot für 5€! Wir können jetzt also Europameister werden, ich bin gewappnet ;-)

Die kleine Stadttour war sehr spannend, wobei ich leider feststellen musste, dass mein Fuß mehr schmerzt als gedacht, ich hoffe ich habe den Zeh nicht auch geprellt oder ähnliches.
Zurück im Appartement habe ich mich dann erstmal zwei Stunden hingelegt, das war dringend nötig, denn so langsam kann man mir den enormen Schlafmangel sogar ansehen.
Gegen 20h sind wir drei dann erneut aufgebrochen um gemeinsam mit noch anderen Deutschen zu essen und Melli's Abschied zu begießen.
Von diesem unglaublich leckeren libanesischen Essen bin ich gerade nach hause gekommen. Die anderen gehen noch feiern, aber - oh wunder - bei mir siegte die Vernunft und da das Finale morgen wichtiger ist werde ich mich gleich ist Bett legen...
Morgen ist auch schon Programm geplant. Wir werden gegen 12h Brunchen gehen um danach noch ein wenig zu shoppen. Bevor wir dann nach einem ausgiebigen "Vorschlafen" das Finale in einer Sportbar sehen werden. Da dort an die 500 Deutschen sein sollen, verspricht das Finale für mich gar nicht so traurig zu werden, wie erwartet, auch wenn ich natürlich lieber mit euch feiern würde!

So viel nun also zu meinem ersten Tag, der so aufregend und neu, aber aus so irreal scheint. Ich denke, ich werde eine unvergessliche Zeit hier erleben und freue mich schon sehr darauf - die ersten Eindrücke sind vielversprechend.

Habe mir heute ganz viel Zeit genommen um euch zu schreiben und hoffe, dass ich das auch in Zukunft öfters schaffe. Ich verspreche mir Mühe zu geben!

Es grüßt und küsst aus Shanghai,
die müde *Deniz*

p.s.: bitte achtet weder auf Rechtschreibung noch auf Kommata - ich bin wirklich sehr müde! :-)


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